Tag 8: Uster, Schweiz 19.04.07

Kurz nach fünf bin ich endlich im Bett gewesen, hatte den Wecker auf halb eins gestellt, denn ich hatte ja noch bestimmt vier Stunden Fahrt nach Uster vor mir und keine Ahnung wie lang das an der Grenze so dauern würde. Zu allem Überfluß hatte Jon mich in Frankfurt total verunsichert, als er erzählte, dass seine Freundin ihm gerade noch rechtzeitig seinen Pass nachgeschickt hatte, damit er in die Schweiz einreisen konnte. Ich dachte nur: "Was is mit Schengen passiert?" Ich hatte nämlich nur meinen Perso dabei, weil mein Pass sowieso schon seit ein paar Jahren abgelaufen ist. Jedenfalls, das mit dem Schlafen wollte irgendwie nicht klappen. Halb neun war ich hellwach. Und keine Chance, dass ich wieder eingeschlafen wäre. Ich hab mich nur noch hin und her gedreht und bin ab und zu leicht weggedämmert, aber auch gleich wieder aufgewacht. Gegen elf hab ich dann aufgegeben, hab ausgiebig geduscht, ausgiebig gefrühstückt und ausgiebig darüber nachgedacht, was ich heute anziehen wollte.

Bis ich in die Spur gekommen bin, war es um drei, aber sollte mir recht sein, so hätte ich wenigstens am Club nicht wieder so viel Zeit totzuschlagen. Fuhr sich auch super, das Wetter war klasse und ich hatte ne interessante Reportage im Intelligenzradio gefunden. An der Grenze wurde mir dann schon etwas mulmig, diese hier war schließlich noch bewacht, nicht so wie die zwischen Strasbourg und Kehl. Die ersten Schilder. Letzte Raststätte in Deutschland: hier gibt’s Vignetten. Hä? Wat soll dat sein? Grenze: Mit Vignette – lange Schlange. Ohne Vignette – 40 SFR oder 30 EUR, aber keine Schlange. Joa. Ne Vignette hab ich nich. Also an der Schlange vorbei gefahren, Radio aus, damit ich das Schweizerdeutsch der Grenzbeamtin verstehen kann, ansetzen meinen Fragenkatalog runterzurattern. Aber nee, Antworten gibt’s keine, nur die Vignette. Dafür muß ich 30 Euro blechen und bekomme fünf Franken zurück. Das Teil ist auch ein ganzes Jahr gültig, nur blöd, dass sie mir das ohne zu fragen an die Scheibe meines Mietwagens pappt...

In Basel war dicke Suppe, in Zürich auch. Am schlimmsten war der Stau in den Tunneln zu ertragen. Die Tunnel fand ich überhaupt schrecklich. Hab fast nen Tunnelkoller bekommen. Langsam aber kontinuierlich schob sich die Blechlawine weiter und irgendwann hatte es mich aus der Rush-Hour raus geschoben und ich war auf der Ausfallstraße Richtung Uster. Die bin ich dann bis zum Anschlag gefahren, einmal rechts, zweimal links, dreimal fragen und schon war ich da. Vorm Rock City unterhielt sich Jon mit einigen anderen Leuten und hat mich nach der Begrüßung mit in den Club gelotst, wo der Besitzer ein Faß aufmachen wollte von wegen "ich hab gesagt, keine Gäste, auf meiner Liste steht sechs Leute!" Swaint und Jon haben ihn dann aber beruhigen können und ich durfte bleiben. Erstmal. So ganz sicher war ich mir da noch nicht. Der ganze Club war voll gestellt mit Flightcases, Instrumenten, Verstärkern, alles Mögliche halt, was man als Band on Tour so dabei hat. Der Rest der Jungs kam dann durch dieses Chaos geklettert, um mich auch zu begrüßen. Marty war aus irgendeinem Grund der Meinung, dass er stinken würde und hielt mir nur seine weit ausgestreckte Hand hin. Alter Kasper.

In Anbetracht des Zustands im Club und der Tatsache, dass der Besitzer in dem Moment den Plan für den Abend verkündete (es sollte jetzt erstmal Dinner geben), konnte ich wohl nur stören, dachte ich mir, und hab mich für ne Stunde in mein Auto gesetzt und gelesen und den letzten Rest des schönen Wetters genossen. Gegen acht wurde ich dann doch unruhig und bin wieder zurückgegangen. Jon stand mit Aspen und den Jungs von The Mochines aus Kapstadt, Südafrika draußen und unterhielt sich (schon wieder :P) Ich hab mein bestes Schwedisch rausgekramt und ihn gefragt, ob er mich auf die Gästeliste setzen könne, weil ich vergessen hatte Geld zu tauschen. (Ja, ups...) Er meinte: "Hm, ja der Besitzer war ja n bisschen komisch, aber ich glaub, der war schon einverstanden. Wenn nicht, bezahlen wir für dich." In dem Moment hätte ich ihn echt küssen können, echt, so süß... Wir haben noch ne Weile draußen gestanden und geredet, unter anderem darüber, dass die Bombs an der Grenze ihr Gepäck auseinander nehmen, alle CDs und T-Shirts zählen und Zoll dafür bezahlen mussten, den sie anteilig für die nicht verkauften Sachen zurückbekommen würden. Als ich sagte, dass ich mich nicht mal ausweisen musste, meinte Jon, sie hätten mich ihren Merch in die Schweiz schmuggeln lassen sollen. Klar. Kein Problem. Näxtes Mal, ne?

Ich bin dann übrigens doch ohne Probleme in den Club gekommen und hab – mal wieder – erstmal ne Weile am Merch-Stand rumgehangen. Unsere Liste für den Fanclub hatte Mac auch hier wieder ausgelegt. Die Schweizer waren aber eher zurückhaltend und haben sich meist erst eingetragen, nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass wir uns weniger auf die Länder- als auf die Sprachgrenze beziehen. Dafür hab ich dann hinterher zwar eins aufs Dach bekommen, weil wir ja gesagt bekommen hatten, dass wir kein internationaler Fanclub sein dürfen, aber unser Mailverteiler ist ja für jeden offen, der deutsch versteht. Bei der Gelegenheit hab ich auch Steffi getroffen, die ich vom Bombs-Forum kannte und die mir anbot, bei ihr zu übernachten, nachdem ich rumgejammert hatte, wie müde ich war und dass ich so unmöglich nachts noch zurück fahren könne, ich hatte ja nur drei Stunden geschlafen, nech? Ich hatte schon fest vor, mich erstmal noch ein-zwei Stündchen ins Auto zu packen, bevor ich fahren würde. Mit Steffi und ihren Freunden hab ich mich dann auch noch ne zeitlang unterhalten. Mac hat aber auch immer wieder mal gefragt, ob ich nicht mal kurz ein Auge auf den Merch haben könnte. Von dort aus hab ich dann auch die beiden Vorbands gesehen. Beide eigentlich nicht schlecht. Die erste, Strong Therapy, war nicht unbedingt meine Musik, aber trotzdem auch nicht uninteressant. Sie spielten nur in der Besetzung Gitarre-Bass- Schlagzeug, aber Gitarre und Bass hatten jeweils nen halben Quadratmeter Effektgeräte zu ihren Füßen, schon krass. The Mochines waren auch ziemlich gut, konnte man nicht meckern!

Stefanie & Stefanie Stefanie Stefanie & Stefanie

Schließlich kam das Unausweichliche: JellowCat sollte Merch machen, weil Merch-Mac filmen sollte. Im Prinzip kein Problem, die Bühne war ja von da auch noch immer gut zu sehen, aber jetzt war niemand mehr da, der für den Fanclub Fotos machen konnte. Glücklicherweise ist Steffi für mich eingesprungen und hat echt super Fotos gemacht! Der Gig war richtig klasse und am Ende gab es sogar noch „Something For Nothing“ als zweite Zugabe, sehr geil! Swaint meinte hinterher aber, er hätte ja so schrecklich gespielt, weil er so müde wäre. Die Betten in der letzten Nacht seien echt seltsam und unbequem gewesen. Hm...

Jon Swaint Marty
Dani Swaint
Marty Dani Jon

Steffi hatte am nächsten Morgen ne Prüfung und darum sind wir auch ziemlich bald nach Ende des Konzerts gefahren. Beim Verabschieden meinte Marty dann schon wieder, daß er stinkt, hat sich aber nicht gegen die inzwischen übliche Umarmung gewehrt. Keine Ahnung, ob er an dem Tag nicht duschen durfte, oder was sein Problem war, ich hab jedenfalls nix gemerkt.

Ich muß mich auch echt nochmal bei dir bedanken, Steffi, und eigentlich auch bei deiner Mom, die schon ein Matratzenlager für mich hergerichtet hatte, als wir ankamen. Es war wirklich gut, dass ich mir die Strecke nach Kehl für den nächsten Tag aufheben konnte. Das wäre an diesem Abend echt nicht mehr gegangen! Tausend Dank nochmal!!!

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